Mein Kind macht nachts ins Bett – was tun?
„Mein Kind nässt nachts ein, was mache ich jetzt?“ – Viele Familien haben noch keine Erfahrung mit dieser Situation und benötigen Ratschläge, wie sie mit Thema umgehen. Daher bietet Club Mondkind schnelle Antworten auf die dringenden Fragen von Eltern und Angehörigen betroffener Kinder an. Es sollte beachtet werden, dass nur eine ärztliche Untersuchung Klarheit über die Ursachen und die Behandlung des Bettnässens bringt.
Macht nur mein Kind ins Bett?
Keine Sorge, Ihr Kind ist nicht das einzige, das unter Bettnässen leidet. Ungefähr jedes zehnte Kind im Alter von 7 Jahren nässt nachts mindestens einmal innerhalb von 3 Monaten ein, jüngere Kinder sind noch deutlich mehr betroffen.
Da Bettnässen für viele Familien noch ein gesellschaftliches Tabuthema ist, wissen nur wenige Familien, wie viele andere Kinder ebenfalls betroffen sind. In einer durchschnittlich großen Volksschulklasse sitzen rechnerisch gesehen mindestens zwei bettnässende Kinder. Familien von einnässenden Kindern sind keineswegs alleine mit diesem Problem und haben viele Möglichkeiten, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Ungefähr zwei Kinder pro Volksschulklasse sind vom Bettnässen betroffen
Was genau ist Bettnässen?
Unter Bettnässen versteht man das Einnässen im Schlaf an mindestens zwei Nächten pro Monat nach dem 5. Lebensjahr, wenn das Kind tagsüber trocken ist und keine Harnwegsinfekte oder organischen Störungen vorliegen.
Man unterscheidet zwei Formen:
- Das Kind war noch nie trocken (ca. 80% der Fälle).
- Das Kind beginnt nach mindestens 6 Monaten „Trockenheit“ wieder nachts einzunässen.
Das Bettnässen bei 5-jährigen Kindern hat laut medizinischen Experten eine Spontanheilungsrate von ungefähr 15% pro Lebensjahr. Es gibt Kinder, die dieses Problem bis ins Jugend- oder gar Erwachsenenalter mitnehmen (1-2% der 18-jährigen sind betroffen). Mögliche Folgen des unbehandelten Bettnässens im fortschreitenden Alter sind gestörte Sozialkontakte, Verhaltensauffälligkeiten, Versagensängste, vermindertes Selbstwertgefühl, Bindungs- und sexuelle Probleme im Erwachsenenalter bis zu einer massiven Persönlichkeitsstörung.
Warum nässt mein Kind ein?
Bettnässen kann viele verschiedene Ursachen haben. Zu den am öftesten festgestellten Ursachen gehören eine zu geringe Blasenkapazität, Probleme mit dem Aufwachen und zu viel Urinproduktion in der Nacht.
Fälschlicherweise werden sehr oft psychische Probleme oder Unreife als Ursache des primären Bettnässens, wenn das Kind also noch nie trocken war, angenommen. Tatsächlich liegt meistens eine körperliche Ursache vor. Nur in seltenen Fällen können psychologische Faktoren der Auslöser sein, wie beispielsweise bei einem Rückfall nach einer mindestens 6 Monate langen Trockenphase des Kindes. In diesem Fall redet man von sekundärem Bettnässen. Zur richtigen Abklärung der Ursachen ist der Besuch eines Arztes bzw. einer Ärztin zu empfehlen.
Wie kann Bettnässen behandelt werden?
Wenn Ihr Kind über 5 Jahre alt ist und regelmäßig nachts ins Bett macht, ist eine Untersuchung beim Arzt bzw. bei der Ärztin sinnvoll. Nur so kann abgeklärt werden, was die Ursache für das Bettnässen ist und welche Behandlungsformen in Frage kommen. Über den Club Mondkind-Arztfinder (hier klicken) können Sie schnell die entsprechende Ordination oder Ambulanz in Ihrer Nähe finden.
Tipp: Bevor Sie einen ärztlichen Beratungstermin für Ihr Kind erwägen, sollten Sie auch sicherstellen, dass das Kind selber bereit für das „trocken werden“ bereit ist. Druck ausüben oder gar Bestrafen ist dabei meistens keine große Hilfe, eine besonnene und ruhige Herangehensweise an das Thema Bettnässen kann stattdessen hilfreich sein und den Leidensdruck verringern.
Wurde das Kind durch einen Arzt bzw. eine Ärztin untersucht, kann je nach Untersuchungsergebnis mit einer entsprechenden Behandlung begonnen werden. Abhängig von Ursache und Diagnose können verschiedene Therapien verordnet werden. Zu den häufigsten Behandlungsformen gehören allgemeine Maßnahmen, Verhaltenstherapien (z.B. Klingelhose) und Medikamente (Tabletten). Mehr Informationen zu den Behandlungsoptionen bei Bettnässen gibt es hier.
Was kann ich selbst tun, um meinem Kind zu helfen?
Das Wichtigste für den langfristigen Erfolg sind Verständnis und Geduld – Schimpfen und Strafen bringen nichts. Die Kinder sollten motiviert und für trockene Nächte belohnt werden. Auch wenn eine ärztliche Abklärung und Behandlung nicht ersetzt werden kann, können zahlreiche kleine Maßnahmen zuhause helfen, Ihr Kind einen Schritt näher zu mehr trockenen Nächten zu führen:
- Erklären Sie Ihrem Kind, dass es nicht alleine mit dem Bettnässen ist und vergleichen Sie es niemals mit anderen. Ungefähr jedes zehnte Kind im Volksschulalter nässt ins Bett.
- Nach 18 Uhr soll Ihr Kind nur mehr wenig trinken (vor allem keine koffeinhaltigen Getränke wie Tee oder Cola).
- Niemand hat Schuld am Bettnässen – schimpfen und bestrafen Sie Ihr Kind nicht, wenn das Bettzeug nass ist.
- Achten Sie auf die regelmäßige Einnahme der Medikamente und befolgen Sie den Rat des Arztes bzw. der Ärztin. Auch Lob und positive Motivation kann Ihrem Kind helfen.
- Gehen Sie mit Ihrem Kind kurz vor dem Schlafengehen noch einmal auf die Toilette.
- Es ist wichtig, den Kindern möglichst viel Eigenverantwortung zu übertragen und über das Einnässen zu reden, es sollte aber nicht zu einem Hauptgesprächsthema in der Familie gemacht machen.
Quellen
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